Interview zu Beratung, Storytelling und die Rolle der Agenturen heute

Philipp Nieberle gibt Antworten zu Veränderungen in der Kommunikationsberatung. Die Fragen stellt Christina Heinickel.

Beratung, Storytelling und die Rolle der Agenturen heute

1. Der Sommer ist vorbei, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zeit für ein Zwischenfazit. Das bringt mich gleich zur ersten Frage: Welche Beratungsbereiche bestimmten aus Deiner Sicht die Unternehmenskommunikation dieses Jahr in besonderem Maße?

Ganz klar wird uns das Jahr 2021 als Jahr der Veränderung in Erinnerung bleiben. Als Kommunikationsberatung beobachten wir beispielweise schon lange eine Zunahme der Anfragen nach Unterstützung im Bereich der internen Kommunikation. Dieser Trend ist nicht neu, hat sich aber durch die Pandemie verstärkt. Effiziente Mitarbeiterkommunikation für die Arbeitnehmerbindung, eine starke Arbeitgebermarke für Recruiting sowie interne Information sowie Partizipation als Basis moderner Arbeitgeberkultur stehen auf der Agenda der Kunden.

Auch bei Change (Communications) hatten wir noch kein Jahr, indem der Beratungsschwerpunkt qua Anfragen so hoch lag. Unternehmen müssen sich verändern – einerseits im Zuge unternehmensinterner Umstrukturierungen und andererseits bedingt durch die Digitale Transformation samt ihren Effekten. Kommunikation wird hier vom „nice to have“ zum „must have“.

Dementsprechend entwickelten wir diverse Kommunikationsstrategien in der Regel mit integrierten Ansätzen, also 360-Grad. Die Kommunikation wird noch schneller, die Kanäle werden vielfältiger – darauf müssen die Unternehmen kommunikativ reagieren. Mit unserer PR-DNA kommen wir strategisch gerne über den Content – das liegt uns quasi im Blut. Daher spielt Storytelling bei uns eine große Rolle.

2. Was macht gerade Storytelling für Dich so interessant?

Die kommunikative Kraft und der Facettenreichtum im Einsatz. Unternehmensgeschichten heben die eigene Identität hervor. Sie sind ideal um Vision und Mission sowie Unternehmenswerte und Leitbild zentralen Stakeholdern intern wie extern näher zu bringen. Markengeschichten im Gegensatz dazu lenken die Aufmerksamkeit der Leser:innen auf die Marke, fördern das Image und das Vertrauen der Kund:innen. Last but not least Produktgeschichten zielen ganz klar auf den Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen ab und positionieren die USPs.

Die Geschichten sind alle schon da, sie müssen nur als Schätze gehoben und richtig erzählt werden. Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, den richtigen Zuhörern.

3. Welche Rolle würdest Du uns oder auch Agenturen anhand dieser Beobachtungen heute zuschreiben?

Als Agentur sind wir kommunikative Macher:innen: Erdenker:innen, Erbauer:innen und Umsetzer:innen sowie Lieferant:innen kommunikativer Maßnahmen. Allerdings zählen outgesourcte Kapazitäten eigentlich nur zum Brot und Buttergeschäft guter Agenturen. Als Berater:innen mit langjähriger Erfahrung bringen wir als Team sehr breites, individuell sehr spitzes Know-How und die so wertvolle externe Perspektive ein. In Kombination ermöglicht uns dies einen optimalen Beratungsansatz.

4.  Hast Du Beispiele für diesen „optimalen Beratungsansatz“?

Erstens: das kommunikative Befähigen von Führungskräften. Unter anderem im Rahmen der Digitalen Transformation rückt der Stellenwert der Kommunikation im Bereich „Leadership“ heutzutage immer deutlicher in den Fokus. Moderne Führungskräfte müssen gute Kommunikator:innenen sein und jederzeit mit den Mitarbeiter:innen über zum Beispiel Veränderungsprozesse sprechen können. Das kann nicht jede Führungskraft automatisch. Aus unserer Erfahrung heraus sind die meisten Führungskräfte bei diesem Aspekt sehr offen, wissbegierig und dankbar für die Beratung.

Zweitens: Kommunikation ist Emotionen Management. Gerade wenn Unternehmen einen großen Changeprozess durchlaufen, ist ungesteuerter Flurfunk eine alltägliche und vor allem wirksame Begleiterscheinung. Ein kommunikativ betrachtet hochsensibler Vorgang, der auch uns Berater:innen im Team oftmals sehr fordert. Hier gilt es unsere Kunden auf dos and dont‘s hinzuweisen, Herausforderungen oder gar Gefahren zu antizipieren und mit den entsprechenden Instrumenten (Stakeholdermapping, SWOT-Analyse, etc.) durch diese Phase nachhaltig zu navigieren.

5. So, letzte Frage: Was rätst Du Unternehmen, die Ihre Unternehmenskommunikation modernisieren oder gar neu aufstellen möchten?

Sprechen Sie mit Kommunikator:innen auf Unternehmensseite oder Berater:innen. Denken Sie nicht in der Maßnahmen-Dimension, sondern in der strategischen! Klären Sie erst die Ziele und Zielgruppen. Erst dann sprechen wir über Kanäle und Maßnahmen.